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THERAPIE

MÖGLICHKEITEN BEI URIN- UND STUHLINKONTINENZ

EINLEITUNG


Blasenschwäche / Stuhlinkontinenz ist kein unabwendbares Schicksal. Tatsache ist vielmehr, dass heute erfolgversprechende und praktikable Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, die den Betroffenen Hilfe, vielfach sogar die vollständige Wiedererlangung der Kontrolle der Blasen- und Darmfunktion ermöglichen. Voraussetzung ist allerdings, dass sich Betroffene zu einem vertrauensvollen Gespräch mit ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin entschliessen und Beschwerden und Symptome konkret schildern. Nur so lassen sich die Krankheitsursachen abklären und eine den individuellen Bedürfnissen angepasste Behandlung vorschlagen und einleiten, damit wieder ein normales, unbeschwertes Leben möglich wird.

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Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung der Blasenschwäche ist eine einfache Basisdiagnostik, die, neben der üblichen Befragung mit körperlicher Untersuchung und Urinuntersuchunge (zum Ausschluss einer Harnwegs- beziehungsweise einer Blasenentzündung), eine Restharnbestimmung und ein Miktionsprotokoll (über zwei bis drei Tage) umfassen sollte, damit die Inkontinenzform ermittelt werden kann.

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Ist eine Harnwegsinfektion (Blasenentzündung) die Ursache der Beschwerden, wird eine Antibiotikabehandlung helfen. Unterstützend wirkt die gezielte Flüssigkeitszufuhr mit begleitendem Blasentraining, sowie allenfalls eine lokale Östrogentherapie sowie Massnahmen, die das Risiko einer Neuinfektion reduzieren und die Selbstheilung fördern.

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Bei Vorliegen einer Belastungsinkontinenz kann ein spezielles, konsequent durchgeführtes Beckenbodentraining evt. auch der Einsatz von Scheidenpessaren, als trainings-unterstützende Massnahme zu einer deutlichen Besserung, wenn nicht gar Heilung der Blasenprobleme führen. Erfahrene Beckenbodentherapeutinnen und - Therapeuten finden Sie unter www.pelvisuisse.ch.

 

Sollten sich mit den konservativen Therapiemethoden keine nennenswerten Erfolge einstellen, kann der Arzt eine operative Behandlungsmethode empfehlen. Dies kann dann sinnvoll sein, wenn der Urininkontinenz anatomische Veränderungen (Blasen-, oder Gebärmuttersenkung) zugrunde liegen. (Operationen zur Behandlung der Belastungsinkontinenz). 

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Bei bestehendem Hormonmangel in den Wechseljahren lässt sich die dünn gewordene Schleimhaut durch lokal anzuwendende östrogen- und fetthaltige Präparate wieder regenerieren. 

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Die Symptome der hyperaktiven Blase mit häufigen Toilettengängen, plötzlich auftretendem starkem Harndrang und dem unwillkürlichen Verlust grösserer Urinmengen, lassen sich gezielt durch den Einsatz von Medikamenten behandeln, die beruhigend und entspannend auf die überaktive Blasenmuskulatur einwirken. Hier stehen verschiedene Präparate zur Verfügung, die der Arzt individuell (patientengerecht) einsetzen wird. Nebenwirkungen, wie Mundtrockenheit, die gelegentlich beobachtet werden, lassen sich durch Auswahl des Präparates und Dosisanpassungen mildern. Neben dem gezielten Trink- und Blasentraining kann auch der Einsatz östrogenhaltiger Präparate (Lokaltherapie oder Hormonersatztherapie mit Pflastern oder Tabletten) bei Frauen in der Menopause erfolgreich sein.

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Eine Überlauf-Inkontinenz als Folge einer Prostatavergrösserung muss gründlich abgeklärt und anschliessend medikamentös oder chirurgisch behandelt werden. In dieser Situation sind die oben erwähnten Medikamente kontraindiziert.

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Behandlung  der hyperaktiven Blase und der Stuhlinkontinenz mit dem Beckenbodenschrittmacher

(sakrale Neuromodulation (SNM)

Bei der sakralen Neuromodulation kommt ein kleines Implantat zum Einsatz, welches schwache elektrische Signale an die Sakralnerven, die den Darm oder die Blase kontrollieren, abgibt. Man nennt es auch den "Beckenboden-schrittmacher". Es trägt dazu bei, die normale Aktivität der Nerven wiederherzustellen, sodass die Patienten Darm oder Blase wieder besser kontrollieren können.

Die Patienten haben die Möglichkeit, die Therapie vorher zu testen. Durch diese vorübergehende Testphase können sie die Wirksamkeit der Therapie in ihrem täglichen Leben einschätzen. Dadurch lässt sich ein Eindruck über das langfristige Ergebnis der Therapie gewinnen. Vor und während der Teststimulation wird der Patient, bzw. die Patientin gebeten, seine / ihre Symptome zu protokollieren, damit sich zeigt, wie gut die Therapie für ihn / sie funktioniert. Nähere Informationen zu dieser Behandlung erhalten Sie im Flyer "Behandlung von Urin- und Stuhlinkontinenz mit dem Beckenbodenschrittmacher". Besprechen Sie die Therapie mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin, die Ihnen für weiterführende Informationen gerne zur Verfügung stehen.

NICHT-MEDIKAMENTÖSE
MASSNAHMEN

BECKENBODENTRAINING


Beckenbodentraining hat das Ziel, einen geschwächten Schliessmuskel zusammen mit der Beckenbodenmuskulatur zu kräftigen. Diese Behandlungsmethode ist daher zur Besserung oder Heilung leichterer Formen der Stress- oder Belastungs-Inkontinenz geeignet. Die speziellen krankengymnastischen Übungen sind vor allem auch für Frauen während und nach der Schwangerschaft geeignet, um einer drohenden Belastungsinkontinenz nach der Geburt vorzubeugen. Erwiesen ist, dass eine Gewichtsreduktion bei Übergewichtigen die Ergebnisse des Beckenbodentrainings positiv beeinflusst. Ebenso günstig kann sich eine Östrogentherapie bei Frauen nach den Wechseljahren auswirken. Eine ausführliche Broschüre zum Beckenbodentraining kann bei uns bezogen werden. Lassen Sie sich am Anfang von einer Physiotherapeutin anleiten und beraten.

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TOILETTEN-/BLASENTRAINING

 

Toilettentraining hat das Ziel, ältere Patienten / Patientinnen, welche die Kontrolle über die Funktion ihrer Blase verloren haben, durch einen zeitlich vorgegebenen Entleerungsrhythmus wieder zur Kontinenz zu verhelfen. Die Zeitintervalle der Toilettenbesuche sollten

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- bei einem dauerhaften Erfolg der Massnahme – von Tag zu Tag verlängert werden. Ein Toilettentraining kann allerdings nur dann erfolgreich sein, wenn der Patient selbst «trocken» werden will und entsprechend mitarbeitet. Jedes aufgezwungene Toilettentraining wird scheitern, wenn der Betroffene selbst nicht genügend motiviert ist. Wie dieses Training zeitlich gestaltet werden sollte, wird der Arzt mit dem Betroffenen, den Pflegern oder Angehörigen besprechen.

 

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MIKTIONSSCHEMA


Das Miktions- oder Blasenentleerungsschema dient mehreren Aufgaben: Es ermittelt einerseits den Typ der Inkontinenz und kann so dazu beitragen, dass die richtigen Behandlungsmassnahmen ergriffen werden. Andererseits gibt es Aufschluss über die Blasenkapazität und enthüllt, wann der Patient den Drang zum Wasserlassen verspürt. Das Blasenentleerungsschema ermöglicht also eine Inkontinenzanalyse, die sowohl für ein Toilettentraining als auch für die sinnvolle Versorgung eines pflegebedürftigen Patienten mit Inkontinenzhilfsmitteln wichtige Informationen bietet.

Nicht-medikamentöse Massnahmen
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